Written by 10:33 Achtsamkeit, Emotion, ganzwunderbar, Gesundheit, Meditation

Erfahrung mit Meditation – Der Weg vom Dunkel ins Licht

Ich finde eine tägliche Reinigung der Seele sollte genauso zum Leben gehören wie Zähneputzen.
Erfahrung mit Meditation
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Interview mit Daniel alias NESTO 108/Anzeige aufgrund von Namensnennung


Erfahrung mit Meditation mit Nesto 108

1. Lieber Daniel, stell dich doch bitte einmal vor. Woher kommst du und was machst du beruflich?

Hallo Melanie. Ich komme aus München und mache Musik unter dem Namen Nesto 108. Im Moment befinde ich mich in einer Umbruchphase. Was meine Berufung betrifft war ich lange Zeit sehr unentschlossen.

Irgendetwas hat mich davon abgehalten die Dinge, die mir wirklich am Herzen liegen beruflich zu tun. Da waren starke Glaubenssätze, dass Arbeit etwas unangenehmes sein müsse, dem man sich zu unterjochen hat, das hielt mich von meiner eigentlichen Aufgabe ab.

Die Welt ist in einer schwierigen Lage, es fühlt sich nicht mehr richtig an, zu versuchen mich alten Strukturen anzupassen. Ich möchte keiner Aufgabe nachgehen, welche die Probleme verstärkt, sondern zu einer Lösung beitragen.

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Und die Lösung beginnt im Kopf. Dabei, wer wir sind, was wir tun und was wir wollen. Kunst und bewusste Lebensführung sind Säulen, die ich für mich aufgebaut habe. Nun bin ich dabei dies zu meinem Beruf zu machen. Ich möchte etwas davon teilen, möchte anderen helfen Mut und Kraft zu tanken und zu einer bewussten und erfüllten Lebensweise zu finden.

2. Du sagst dein Leben sei von Gegensätzen geprägt. Was meinst Du damit?

Ich habe viel von der Welt gesehen, habe viel Liebe, Nähe und Herzlichkeit mitbekommen, aber eben auch viel Distanz und Härte und musste früh lernen mit meinen Problemen allein zurechtzukommen und die Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.

In mir ist ein starker Drang so intensiv wie möglich zu leben. Ich bin einfach nicht dieser wohl balancierte, rein rational gesteuerte Typ. Mich drängt es zu Abenteuern, extremen und tiefgreifenden Erfahrungen.

3. Du hattest eine turbulente Kindheit und Jugend. Was war da los? Glaubst du, dass daran immer unsere Eltern schuld sind?

Meine Eltern waren jung und instabil, es gab die ganze Zeit heftigen Streit. Mein Vater war erst frisch nach Deutschland emigriert und hielt es hier auch nicht lange aus. Meine Mutter flüchtete sich komplett in die Arbeit, ich war viel alleine.

In mir war zu viel Schmerz und Wut um einfach zu funktionieren. Ich hatte keinen halt in mir und keine Zukunftsperspektive. Bei meinen Freunden war es ähnlich, es waren wilde Zeiten. Drogen, Graffiti, Ärger machen bestimmte unsere Leben. Viele sind davon nicht mehr weggekommen. Ich hatte Glück.

Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich so nicht glücklich werde, dass ich einen großen Schritt ins Unbekannte gehen, mich meinen Problemen Ängsten stellen muss, um etwas vom Leben zu haben. Heute bin ich auch dankbar für all die Schwierigkeiten – sie haben mir geholfen zu wachsen.

Ich denke, Eltern machen ihr Ding so gut sie können, und falls sie ihren Aufgabe nicht gut gewachsen sind, ist es kein Zeichen von Schuld, sondern davon, wie schwer sie sich selbst mit dem Leben tun. Und wer soll daran schuld sein? Die Großeltern? Und daran wiederum deren Eltern?

Ich glaube es ist wichtig irgendwann aufzuhören, Schuld und Verantwortung an andere abzugeben, und sich zu sagen:

Jetzt habe ich die Chance das Beste aus meiner Situation zu machen. Was auch immer gewesen ist, auch wenn es mich noch so schmerzt und begleitet – Jetzt übernehme ich die Verantwortung über mein Leben und gestalte es. Je bewusster einem die Chance wird, sein Leben selbst gestalten zu können, desto mehr treten die Vorwürfe in den Hintergrund und klingen aus.

Meditation und die Spiritualität

4. Woher kommt dein Interesse für Spiritualität? Woher hast Du das Wissen genommen und wie hat sich dadurch dein Leben Verändert?

Ich war schon als Kind davon überzeugt, dass die Erfahrung in uns entsteht. Dass also WIE wir etwas erleben entscheidender für unsere Erfahrung ist, als WAS wir erleben. Das hat mich erst zur Philosophie gebracht, später zur Spiritualität. Ich habe gelernt, dass ich mit meinen Gedanken meine Wirklichkeit gestalte, quasi den Geschmack meines Lebens.

Da war immer wieder viel Selbsterfahrung und wartete dabei, bis ich auf neues Wissen gestoßen bin. Doch ich glaube, dass es gut so war, denn Geduld und Eigeninitiative, denke ich bringen mehr als die schlausten Bücher und besten Lehrer.

5. Du warst fast 2 Jahre auf Reisen. Gehört da nicht ganz viel Mut dazu, alleine in die Welt aufzubrechen? Was hast du auf dieser Reise gelernt?

Ich glaube bei mir war es mehr Leidensdruck als Mut. Der Mut kam erst unterwegs. Ich habe auf meiner Reise sehr wenig geplant und habe gelernt einfach zu vertrauen, ohne zu wissen wie es genau weitergeht. Die wertvollsten Erfahrung hätten sich ohnehin nie so planen lassen.

Vor allem in der Türkei und in Russland habe ich unglaubliche Gastfreundschaft erfahren dürfen. Ich musste erstmal lernen das einfach so anzunehmen, ohne wirklich etwas zurückgeben zu können. Noch wichtiger als der reiche Schatz an Erfahrungen den ich sammeln durfte, glaube ich war, dass ich unterwegs immer wieder alles loslassen musste, so bin ich immer leichter und freier geworden.

Erfahrung mit Meditation in Klöstern und Meditationszentren

6. Du hast einige Zeit in Klöstern und Meditationszentren verbracht. Wie hat sich dein Leben durch Meditation verändert?

Das ist ein sehr vielschichtiger Prozess, eine fortlaufende Veränderung meiner Realität. Ich habe eine Freundschaft mit mir selbst und mit dem Leben begonnen und suche das Glück jetzt weniger in der Welt, als in der Art mit ihr in Kontakt zu treten.

Ich denke man kann es am besten als einen Weg vom Dunkeln ans Licht beschreiben. Mit vielen Nebeneffekten. Ich bin glücklicher und dankbarer geworden, kann mich selbst und andere besser verstehen, brauche weniger Schlaf, kann mich besser konzentireren und lerne schneller.

Erfahrung mit Meditation und die spirituellen Erfahrungen

7. Seit wann meditierst Du? Kannst Du uns ein bisschen von deinen Erfahrungen erzählen?

Ich habe 2012 begonnen regelmäßig zu meditieren. Meditation ist eine Reise zu dem Punkt an dem unsere Wahrnehmung entsteht, wodurch sich die Wahrnehmung verändert. Ich finde intensive Schlüsselerfahrungen lassen sich nicht in Worte fassen, denn Sprache ist eine Geburt der Logik, geschaffen, um die uns bekannte Welt zu beschreiben. Intensive spirituelle Erfahrungen gehen tief ins Unbekannte und weit über die Logik heraus.

Erfahrung mit Meditation und die Heilung

8. Es gilt für manche Menschen mit psychischen Problemen die Finger von der Meditation zu lassen. Was sind deine Erfahrungen dazu? Könnten diese nicht auch geheilt werden oder geht es darum, dass schlechte Gefühle hochkommen könnten?

Ich denke wir haben alle psychische Probleme, doch ist es schwer über andere zu sagen wieviel sie sich zumuten können. Ich halte Meditation für sehr heilsam, doch Heilung braucht Zeit. Sie führt uns nach innen und wirft auch Licht auf die dunkelsten Plätze in uns.

Doch je nach Vergangenheit und Verfassung eines Menschen, sowie der Intensität der Selbstkonfrontation kann so eine Begegnung mit dem eigenen Schatten auch zerschmetternd sein. Es ist wichtig, mutig und zugleich behutsam mit sich umzugehen.

Ich habe für mich entschlossen, lieber dem Leid in mir entgegenzutreten, als vor ihm davon zu laufen, es weiter mit mir herum zu tragen und permanent Schatten auf mein Leben werfen zu lassen.

Ich kann sowohl sagen das Meditation sehr viele meiner Wunden geheilt hat, als auch dass sie mich emotional und mental immer mal wieder total aus der Bahn geworfen hat.

Stell Dir eine Operation am offenen Herzen vor:

Der Eingriff ist notwendig und sorgt anschließend für eine bessere Lebensqualität, doch verlangt er einem alles ab, so dass man währenddessen zusätzlichen Belastungen durch die Außenwelt nicht gewachsen ist. Eine Operation an meinem Herzen würde ich weder auf einer Party durchführen lassen, noch direkt anschließend auf eine Party gehen wollen. Für innere Heilung ist also ein passender Rahmen und ausreichend Zeit sehr wichtig.

Erfahrung mit Meditation für Anfänger

9. Ich habe mich damals Mit Hilfe von Meditation von meinen Panikattacken geheilt. Da kamen so viele Emotionen und so viel Traurigkeit wie auch die Scheidung meiner Eltern hoch, dass ich fast immer nur geweint habe. Aber dadurch kam ich in die Heilung. Hast du schonmal während einer Meditation weinen müssen? Hast du auch solche Erfahrungen gemacht?

Früher habe ich so gut wie nie geweint, doch es steckte eine große latente Traurigkeit in mir. Zu Beginn meiner Meditationspraxis bin ich damit noch nicht in Berührung gekommen, später jedoch umso heftiger. Ich hatte nicht gelernt diese Gefühle zu verarbeiten. Trauer und Angst zu unterdrücken half mir, mich stark zu fühlen und an den Widerständen nicht zu zerbrechen.

Mit der schwachen Seite in mir in Berührung zu kommen war für mich zunächst wie zu zerbrechen, hatte aber auch etwas sehr reinigendes und Herz öffnendes. Weinen ist für mich irgendwie etwas heiliges.

Erfahrung mit Meditation kann jeder machen

10. In der Meditation lernen wir uns selber kennen. Ich habe mal vom Guru gelernt, dass wir nicht unser Körper und nicht unsere Gedanken sind. Das was wir da spüren wir selber sind. Unser bewusstes SEIN. Als ich dieses zum ersten Mal erleben durfte, durchströmte mich ein völliges Glücksgefühl. Hast du auch solche Erfahrungen gemacht?

Ja, ich durfte sehr versöhnende und heilende Erfahrungen von unglaublicher Tiefe, Freiheit und Intensität machen, die mir offenbarten, wie wir mit unserem Alltagsbewusstsein meist nur an der Oberfläche der Wirklichkeit kratzen. Ich könnte es so zu beschreiben versuchen:

Alle Last fällt ab, es ist alles Eins, es ist alles Ok. Es ist unglaublich tief und unendlich weit. Raum und Zeit verlieren an Bedeutung.

Nur wenn man es in Worte zu fassen versucht, klingt es schnell banal und vergleichbar mit anderen Worten über andere Dinge und niemals so bewegend und tief wie sich Gefühle von Frieden, Freude oder Einheit anfühlen können. Vor allem finde ich, sind solche Erfahrungen nicht das Entscheidende, sondern die fortlaufende Veränderung des alltäglichen Lebens.

Darum finde ich es vor allem wichtig die regelmäßige Praxis im Alltag fest zu integrieren, ohne dabei auf besondere Erfahrungen zu spekulieren. Dinge wie Zähneputzen oder Aufräumen tut man ja auch einfach so, um sich und sein Leben in Stand zu halten, ohne sie mit großen Erwartungen zu Verknüpfen.

Ich finde eine tägliche Reinigung der Seele sollte genauso zum Leben gehören wie Zähneputzen.
Vielen Dank für das Interview!

Zu dem neuen Video von Daniel geht es hier lang >>>

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