Written by 9:21 ganzwunderbar, Yoga, Yoga allgemein

Soziales Yoga mit Yoga hilft e.V. – Interview

Soziale Arbeit durch Yoga an der Schnittstelle zwischen Lifestyle-Yoga und sozialem Sektor.
Team von Yoga hilft e.V.
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Bild: Credit @Klas Neidhardt


Hallo liebe Conny. Bitte stelle dich einmal vor. Wer bist du und was machst?

Liebe Melanie, das mache ich sehr gern. Ich bin Cornelia Brammen, 60 Jahre alt, Journalistin, Mutter von drei wundervollen, erwachsenen Kindern, Kundalini Yogalehrerin Stufe 1 und 2, Gründerin und eine von zwei Geschäftsführenden Vorständinnen von Yoga für alle e.V. sowie Initiatorin LANGENACHTDESYOOOGA. Was ich mache, lässt sich am besten so beschreiben:

Ich netzwerke, kommuniziere und fundraise, damit Yoga für alle e.V. für viele Menschen soziale Arbeit durch Yoga leisten kann. Und zwar für Menschen, die in staatlichen oder sozialen Einrichtungen leben, betreut, beraten oder unterrichtet werden. Gern bundesweit, bisher in Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München. 

Wie kam es dazu, dass du Yogahilft e.V. ins Leben gerufen hast?

Rund um den Wechsel hat sich bei mir die immer schon angelegte Depression sehr deutlich bemerkbar gemacht. Das war 2009. Neben Therapie, Klinikaufenthalt und Einnahme von Antidepressiva habe ich wieder mit Yoga angefangen. Das hatte ich schon 1987 kennengelernt, als ich mit meiner Tochter schwanger war, dann hatte ich es aus aus den Augen verloren. Leider! Aber gut, Dein Yoga findet Dich – irgendwann☺.

Obwohl das nie in meinem Lebensplan Thema gewesen war, habe ich 2012 die Stufe 1 der Kundalini Yogalehrerin-Ausbildung gemacht. Das war eine Offenbarung, ein Quantensprung in meiner Entwicklung. Alle, die die so eine Ausbildung durchlaufen haben, wissen: Danach scheint alles möglich. Bei mir war es die Gründung von Yoga für alle e.V., denn ich wollte dieses Geschenk, das Yoga mir gemacht hat, an Menschen weitergeben, die nicht zum Lifestyle-Yoga gehen können.

Soziales Yoga und Lifestyle-Yoga

Was ist das Konzept von Yoga für alle e.V und wer ist eure Zielgruppe?

Wir leisten soziale Arbeit durch Yoga an der Schnittstelle zwischen Lifestyle-Yoga und sozialem Sektor. Wir können soziales Yoga und das bringen wir in soziale oder staatliche Einrichtungen, in denen Menschen leben, betreut, beraten oder unterrichtet werden. Anders als beim Lifestyle-Yoga arbeiten wir eng mit den Trägern dieser Einrichtungen zusammen, denn sie haben die fachliche Expertise, z.B. für Menschen mit Depression, bei Trauer, bei Essstörungen, nach häuslicher Gewalt, für Geflüchtete, Menschen in Altersarmut oder Kinder, die in Stadtteilen mit Multiproblemlage aufwachsen. 

Das ist wichtig, denn wir bieten ausschließlich Yoga als einen Baustein eines multimodalen Betreuungs-Konzepts. Die Teilnehmenden machen wöchentlich 60 Minuten eine neue Erfahrung mit sich selbst. Wie sagte es Johannes, 35, der seit seiner Kindheit mit Depressionen kämpft:

„Soziales Yoga öffnet einen Raum, in dem ich weder diagnostiziert noch therapiert werde. Atmen, bewegen, entspannen, Kontakt zu mir selbst finden – einfach sein. Ich spüre, wie es wirkt – wie ein natürliches Antidepressivum.“ 

Johannes, 35

Unterschied zwischen sozialem Yoga und Lifestyle-Yoga

Wie kann ich mir das vorstellen? Wo genau findet soziales Yoga statt und was ist dabei anders als bei dem, was Du Lifestyle-Yoga nennst?

Lass mich noch ein Wort zum Lifestyle-Yoga sagen. Das ist – und ich meine das wirklich sehr ernst – genauso gesellschaftlich relevant wie soziales Yoga. Die Zielgruppe ist eine andere. Im Lockdown haben Yogalehrende online, soweit es erlaubt war auch im Studio, Outdoor und wie auch immer Menschen stabilisiert, sie in ihren Körper und in ihre Kraft geführt. Menschen, die 12 – 20 Euro für eine Yogastunde zahlen, eine Treppe überwinden und auf eine normale Toilette gehen können. Im Lifestyle-Yoga gibt es niemanden, für den es Routine ist, einen Rettungs- oder Bestattungswagen zu rufen. Die Teilnehmer*innen sind so gesund, ökonomisch stabil und vor allem frei, dass sie all die wunderbaren Angebote des Lifestyle-Yoga nutzen können. 

Das können unsere Teilnehmer*innen nicht. Sie brauchen eine barrierefreie Umgebung. Das bedeutet auch: barrierefreie Toilette. Sie sind bei OMY! Yoga für Menschen 60plus in Altersarmut durchschnittlich 85 Jahre alt. Da kann ständig alles Mögliche passieren und das ist für unsere Partner*innen, in diesem Fall Träger von Service-Wohnen, Routine. Zum Glück ist erst einmal in 5.600 Stunden erforderlich gewesen, einen Rettungswagen zu rufen. Das hat der Leiter des Hauses routiniert gemacht. Die Teilnehmerin war am gleichen Tag wieder wohlauf. 

Lifestyle-Yoga und soziales Yoga ergänzen sich

Soziales Yoga ist kostenlos.
Lifestyle-Yoga und soziales Yoga ergänzen sich also arbeitsteilig.

Ein Unterschied noch: Unsere Yogalehrerinnen haben mindestens zwei Jahre regelmäßige Unterrichtspraxis und eine Fortbildung in Yoga&Trauma. Natürlich haben sie auch eine zertifizierte Yogalehrerinnen-Ausbildung, mindestens 200 Stunden. Sie engagieren sich aber über das Unterrichten hinaus auch ehrenamtlich bei Yoga für alle e.V.   

Finanzierung von sozialem Yoga

40 Yogalehrerinnen unterrichten soziales Yoga. Wie finanziert Ihr Euch?

Wir haben ja 2014 mit Gründung des Vereins auch unser Fundraising-Event LANGENACHTDESYOOOGA gestartet. Die ersten 2.500 Stunden soziales Yoga haben wir aus den Erlösen finanziert. Das ist auch weiterhin wichtig. Aber weil der Bedarf so groß ist, mussten wir uns 2021 vom reinen Ehrenamt verabschieden und das Hauptamt etablieren. Wir freuen uns sehr, dass Stiftungen und andere Geldgeber*innen unsere Arbeit schätzen und uns fördern. Darunter die Beisheim Stiftung, die Bürgerstiftung Hamburg, die Hanna und Wilhelm Ellinghaus Stiftung, die Homann-Stiftung sowie die Deutsche Postcode-Lotterie und der Hummelfonds. 

Superwichtig sind für uns auch Einzelspenden und Fördermitgliedschaften. Unsere Spender*innen und Fördermitglieder haben einen besonderen Platz in unserem Herzen. Wir wissen, dass sie in dieser Form ihre Wertschätzung für unsere Arbeit ausdrücken. Dafür sind wir wirklich sehr dankbar.  

Wenn ich jetzt OMY! für meine Mutter toll fände oder Euer Projekt PrÄViG – Prävention im Grundschulalter für mein Kind – könnte ich sie bei Euch anmelden?

Das Teilnehmer*innen-Management machen unsere Partner*innen. Wenn Deine Mutter also im Haus eines Kooperationspartners von Yoga für alle e.V. lebt, würde sie über Aushänge oder Bewohner*innen-Infos davon erfahren. Um bei PrÄViG mitmachen zu können, müsste Dein Kind besonderen Förderbedarf haben und auf eine der Schulen gehen, die mit Yoga für alle e.V. kooperieren. Das sind ab Sommer vier in Hamburg. So ist es mit all unseren Angeboten: Sie richten sich an Menschen, die in einer sozialen oder staatlichen Einrichtung leben, betreut, beraten oder unterrichtet werden, die wiederum mit Yoga für alle e.V. kooperiert. 

Aber einmal im Jahr gibt es Yoga für alle, wenn die LANGENACHTDESYOOOGA die Türen zu vielen Yogastudios öffnet. Nächstes Jahr wird sie ganz besonders, da findet sie nämlich zum 10. Mal statt. Save the date: 24. Juni 2023. Das wird ein großes Fest! 

Yoga für alle e.V.

Wie können meine Leser*innen Yoga für alle e.V. unterstützen? 

Da gibt es wunderbare Möglichkeiten. Jede Spende hilft und jede Fördermitgliedschaft finanziert zwei Stunden soziales Yoga. Eine schöne Möglichkeit ist es, bei Betriebs- oder Familienfeiern auf Spenden an Yoga für alle e.V. aufmerksam zu machen. Auf diese Weise haben wir schon mehrmals zwischen 200 und 800 Euro Spenden erhalten. 

Jeder Link und jeder Kommentar auf Instagram, Facebook oder linkedin macht unsere Arbeit sichtbar. Menschen können uns auch im Ehrenamt unterstützen. 

8.Wenn du drei Wünsche frei hättest, was wären diese?

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  • Es gibt keine Kriege mehr auf der Welt.
  • Politisch weitsichtige Entscheidungen bewirken, dass Industrie und Verbraucher*innen verantwortungsbewußt wirtschaften und handeln.
  • Lifestyle-Yoga und soziales Yoga sind als gesellschaftlich relevant anerkannt.  

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Entdecken Sie inneren Frieden beim Schweige Retreat. Tauchen Sie ein in Stille, Meditation und Selbstreflexion….
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